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ausgangspunkt für die gestaltung der prinzipalstücke kanzel, altar und lesepult ist der innenraum der fünfschiffigen basilika, der mit seiner helligkeit beeindruckend ist. trotz der komplexen baugeschichte zeigt der dom einen kirchenraum mit einer erkennbar stimmigen klarheit und grosszügigkeit.

einrucksvoll ist auch die sanfte farbstimmung, geprägt durch den udelfanger sandstein der mächtigen stützen und gewölbe und durch die geputzten (wand-) flächen, die schlicht weiss gestrichen sind. dazu kontrastieren die dunklen holzdecken und der dunkle schieferboden und komplettieren so den gesamteindruck zu einem lebendigen, hellen innenraum, der nicht erdrückt, sondern „erhebend“ wirkt.

diese helligkeit und klarheit sollen in der sakralmöblierung einen widerhall finden und fortgeführt werden und doch über das material und die gestalt als neue elemente erkennbar sein. die klarheit des raumes verlangt nach klarheit der gestaltung - und diese unterstreicht die klarheit der sache: der altar als zentrum des gottesdienstes für das abendmahl, das gebet und für die bibel, das lesepult als ort des wortes und die kanzel als ort der verkündung.

kanzel, altar und lesepult werden in einer gemeinsamen gestaltung gesehen, die leichtigkeit zeigt ohne aber an präsenz zu verlieren, und die sich in den bestehenden farbkanon einordnet. die anordnung von kanzel und altar entspricht der bisherigen. doch auf subtile weise wird das zentrum des liturgischen raumes innerhalb der vierung verändert, so dass tradierte handlungen unterstützt und mögliche neue abläufe nicht verhindert werden.

der altar - die quadratische form unterstreicht die zentrale stellung im raum und in der gottesdienstlichen handlung genauso wie die allansichtige und von allen seiten begeh- und bespielbare gestaltung des altars. der altar rückt ein wenig näher zur gemeinde und ermöglicht so auch eine aktionsfläche dahinter; eine fläche vor dem altar für die bisher praktizierten handlungen bleibt jedoch auch erhalten. dazu wird der altartisch an die vorderkante der rundstufenanlage versetzt und erhält einen neuen quadratischen sockel aus muschelkalk, der sich vor die stufe legt. der muschelkalk harmoniert in seiner farbigkeit mit dem schieferboden und bietet mit seinen einschlüssen ein subtiles bild natürlicher vielfalt und der entstehungsgeschichte gleichermaßen. die farbigkeit der einschlüsse verbindet sich mit der farbigkeit des altars, dessen altarplatte aus mattierter und patinierter (bau-) bronze besteht, aufgelegt auf einem schlichten rahmen aus brüniertem schwarzstahl. dessen vollstähle sind teil einer aus winkeln zusammengesetzten kreuzstütze, die die konstruktionskanten verfeinern. eine bekleidung aus bronziertem gewebe schließt das volumen des altars nach vorne semitransparent. die bronzene altarplatte und der schlicht detailierte konstruktionsrahmen veranschaulichen auf unprätentiöse weise die symbolkräftigkeit des altartisches. dieser ist in vielschichtiger weise wertvoll und bietet zeitübergreifend eine fläche für bibel, kerze und frische blumen. auch das kostbare silberne abendmahlsgeschirr wird von der bronzenen fläche wunderbar getragen.

das neue lesepult – nimmt die materialien muschelkalk, bronze, gewebe und stahl wieder auf. diese materialien werden ergänzt durch helle, gekälkte eiche für die leicht geneigte textablage, ein subtiler bezug zum orgelprospekt. ein offenes fach unterhalb der textablage nimmt gesangbuch, skripte und anderes sinnvoll auf. das lesepult lässt sich maßlich aus der stellung des altars ableiten. auch mit seinem standort bezieht sich das lesepult auf den altar. es steht ebenfalls auf der stufenanlage. diese wird zu einer raumbildenden verbindung der beiden wichtigen komponenten eines gottesdienstes.
die sockel von altar und lesepult stellen, mit der rundstufenanlage als basis, die haftung und die bodenständigkeit der aufbauten her und können, bei demontiertem altar (rahmen und altarplatte lassen sich voneinander trennen und sind so einfach zu demontieren und zu transportieren) und/oder lesepult (kann als ganzes transportiert werden) entweder mit den bühnenelementen ebenfalls überbaut werden oder aber als sockel für andere handlungen und gegenstände dienen. gleichzeitig können auch altar und lesepult unabhängig vom sockel gesehen werden. die stählerne rahmengrundkonstruktion ermöglicht es, altar und pult bei bedarf auch an anderer stelle aufzustellen; vorrichtungen für beleuchtung und mikrofon sind entsprechend flexibel auszuführen.

die kanzel - nicht von oben herab, nicht überhöht, dennoch leicht und scheinbar schwebend – die kanzel ist weiterhin zum altar zurückversetzt und bleibt in der vierung. das kubisch strenge volumen setzt sich aber bewusst von der stütze ab und gibt sie so in der frontansicht frei, auch ein kanzelpfeiler fehlt und wird ersetzt durch eine schmale, sich dem volumen angepasste tragende wandscheibe. die treppe wird in das volumen integriert. außenseitig wird die kanzel von einer patinierten, leicht schimmernden bronzehaut umhüllt, innenseitig ist die gleichmäßige wärme einer hellen eiche zu sehen. die eiche zeigt sich auch in einem weichen oberen abschluss der bronze. so wird zum einen ein weiterer bezug zur orgel hergestellt und zum anderen bietet das holz eine angenehme haptik. die kanzel hat ausreichend bewegungsraum, dazu eine große textablage mit breitem rand, um objekte zur textbesprechung sicher abstellen zu können, eine schublade und beleuchtung. ein schalldeckel oder eine rückwand werden durch eine gut gesteuerte mikrofonanlage nicht mehr benötigt.